Die
Pseudozeitung "Perplex" im Radio 1991
1991 hatte die Kunde vom Pseudowesen auch behäbige
staatliche Rundfunkanstalten erreicht. Natürlich wähnen sich die dortigen
Reporter erhaben über die Pseudos und berichten über sie in schnellen
Zusammenschnitten der aufgezeichneten Interviews, mit heimlicher Distanz
zu fast allem und jedem. Also eine typische "Außenwahrnehmung" präsentiert
hier ihren Report - und klar bleibt: Genau seitlich von solcher subtilen
Arroganz, wegen solcher verkürzten und (hier Richtung
Nachmittags-Unterhaltung) manipulierten Presse hatten die Pseudozeitungen
ihr Schlachtfeld aufgeschlagen.
Was die Pseudos 1988 eher zufällig begannen, war auf clevere Weise
anarchischer organisiert, war dann aber auch in offenlegender Weise
banaler als die in ihren Inhalten zielorientierten Protestblätter, wie es
sie seit Erfindung des Buchdrucks gibt. Die tratschende, blödelnde und
stammtischhaft politisierende und erotisierende Pseudogemeinde hörte dann
nie mehr auf zu labern: Die Chatangebote im Internet waren für Pseudos
längst bekanntes Schwimmwasser, als der Rest der Welt mit zehn und mehr
Jahren Zeitverzug da erstmals seine Zehen hineinstreckte.
Davon hat der SWR,
der
diesen Bericht 1991 sendet, noch keine Ahnung, und auch die Pseudos
leben und labern munter in den Tag hinaus. Es ist ja auch kein
schlagartiger Umbruch, der sich hier verkündet. Das Pseudowesen läutet
einen im guten (Abschütteln von Zensur) wie im schlechten (Trolle wie
Trump schaffen es 2016 zum US-Präsidenten) anhand technischer Fortschritte
weiter wandernden Zeitgeist ein.
Oben: So sahen sie aus, die Pseudozeitungs-Seiten in
der vor-digitalen Zeit. Überwiegend handgeschriebene Coupons,
Papier-Layout, und alle Datenübermittlung per Post. Das hier ist die Seite
11 von Perplex 8, erschienen im November 1988. |